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Rundreise durch Sachsen

Auerbachs_Keller

Im „Corona Sommer 2020“ beschlossen mein Mann und ich eine 1-Wöchige Rundreise durch Sachsen zusammen mit unserem französischen Austauschschüler zu unternehmen.


Unsere erste Etappe war Leipzig, welches von Hamburg in ca. 4 Std. zu erreichen ist.  Wir gönnten uns noch eine Kaffeepause in Potsdam, mit einem Rundgang durch das Holländische Viertel, mit seinen kleinen aneinander gereihten unverputzten, Ziegelstein-Häusern, mit weißen Fugen, Fenstern und zum Teil, geschwungenen Giebeln. Friedrich Wilhelm I, unser „Soldatenkönig“, hatte eine Vorliebe für niederländische Kultur und Architektur. Als Kronprinz reiste er zwischen 1704/05 nach Amsterdam und Den Haag. Das niederländische Vorbild blieb seitdem Maßstab seiner Vorstellungen eines wirtschaftlich fortschrittlichen Staates und zweckmäßiger Architektur. Mit dem Bau dieses Viertels sollten, wollte Friedrich I im 18. Jahrhundert ursprünglich niederländische Handwerker nach Potsdam locken. Da diese aber nicht in der gewünschten Zahl kamen, zogen französische und preußische Handelsvertreter, Künstler und Soldaten in die Typenhäuser.

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Bevor das Holländische Viertel überhaupt errichtet werden konnte, musste man den Grund trockenlegen. Dazu wurde ein Bassin geschachtet, um das Wasser abfließen zu lassen. Anschließend wurde mit unzähligen Baumstämmen ein Pfahlrost gegründet und darauf dann ein Fundament aus 1,30m x 1,25m Kalksteinen errichtet. Heute gehört es zu den attraktivsten Wohnquartieren Potsdams und ist mit seinen gemütlichen Cafés, Restaurants und besonderen Läden eine touristische Sehenswürdigkeit, die in Deutschland und Europa einzigartig ist. Ein Rundgang durch den Schlossgarten des barocken Schloss Sanssouci, mit seinen Weinbergterrassen und weiteren Gebäude in Form von Schlössern, Teehäuschen und Orangerie war an dem Tag bei einer Temperatur von 30 Grad eine Wohltat. Bevor Friedrich II seine Weinbergterrassen erbauen ließ, standen auf der Anhöhe Eichen, die gefällt und für die Befestigung des sumpfigen Bodens verwendet wurden.  Das Schloss wurde von König Friedhelm II, Sohn von  Friedrich Wilhelm I, nach Bauplänen von Georg Wenzeslaus von Kobelsdorff erbaut. Der „Alte Fritz“ erhielt von seinem Vater eine strenge, militärische Erziehung unter der er oftmals sehr litt. Dennoch führte er als späterer König von und in Preußen, Markgraf von Brandenburg und damit Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches, häufig Krieg (u.a. Schlesische Kriege und den 7 jährigen Krieg) und führte Preußen später zum Status der Großmacht.

 

Friedrichs Interessen galten jedoch nicht unbedingt der Kriegsführung. Er war ein eigenständiger Denker, ein Musikmensch, der das Flötenspiel beherrschte und selber komponierte, ein literarischer ambitionierter Korrespondent der mit Voltaire eine Jahrelange Freundschaft pflegte, ein Repräsentant des aufgeklärten Absolutismus, tolerant und offen gegenüber Einwanderer und religiösen Minderheiten wie Hugenotten und Katholiken. Seine Philosophie „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“ lebte er und ließ leben.


Nach diesem geschichtlichen Ausflug kehre ich zurück zu unserer Rundreise, die wir am späten Nachmittag nach Leipzig fortsetzten.

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„Leipzig, Stadt der Superlative“
Bach, Grieg, Kafka, Leibniz, Nietzsche, Wagner, Zetkin, Goethe – Die Liste bedeutender Persönlichkeiten die in Leipzig gelebt und gewirkt haben ist lang. Messestadt, Buchstadt, Musikstadt, Industriestadt und Stadt der friedlichen Revolution prägen das Stadtbild und machen Leipzig so wahnsinnig vielfältig und interessant.


Nach dem einchecken in ein zentrales Hotel erkundeten wir die Altstadt mit ihren imposanten Sehenswürdigkeiten und Museen. Eine große Vielfalt an mittelalterlichen, barocken, klassizistischen oder modernen Baustielen sind zu bewundern. Unser Spaziergang durch die Passagen, Höfe und Messehäuser endet in der eleganten einzigartigen „Mädler-Passage“ im Restaurant „Auerbachs Keller“, in dem auch schon Goethe weilte. Während der DDR Zeit gerieten all diese Bauten zunehmend in baulichen Verfall. Dennoch wurden sie nicht abgerissen, da dazu, Gott sei Dank, das Geld fehlte.

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Am nächsten Tag trafen wir uns mit unserer Stadtführerin und Fahrrädern an der Kreuzung der ehemaligen zwei Handels-und Heerstraßen, Via Regia und Via Imperii, das Leipzig zur wichtigsten Handelsstadt im 12. Jahrhundert machten. Heute liegt diese vor dem Hauptbahnhof Leipzig. Wir entschlossen uns das alte Industrie Viertel Plagwitz zu erobern. Durch riesige Grünanlagen, Parks und Seen fuhren wir in den westlichen Teil der Stadt. Plagnitz erreichten wir über den Karl-Heine-Kanal.  Ein sehr geschichtsträchtiges Viertel, welches sich von den Gebäuden und der Struktur über die Jahrzehnte kaum verändert hat, da man beschloss die alten Industrie Gebäude original zu erhalten und sie mit Büros und Wohnungen zu füllen. Es ist ein Viertel welches heute vielen jungen Künstlern, Musikern und kreativen Leuten zum Wohnen und studieren dient und internationale Künstler zum Ausstellen Ihrer Werke anzieht.


Nach der dreistündigen Entdeckungstour erfrischten wir uns in einem verstecktem Café in einer der vielen Kleingärtnersiedlungen, die im Zuge der Industrialisierung entstanden um, vor alle, um den verheerenden schlechten psychischen und gesundheitlichen Zuständen der Arbeiterklassen entgegenzuwirken. Es sollte zur Erholung der Sinne, zur körperlichen Ertüchtigung an der Natur dienen, was im täglichen, lauten, verschmutzten, dunklen, stinkenden Industriealltag völlig vernachlässigt wurde.


Anschließend gönnten wir uns einen kleinen Schiffsausflug auf dem Karl-Heine-Kanal. Abends stärkten wir uns am Rathausplatz in Leipzig. Am nächsten Tag ging es recht früh von Leipzig nach Dresden, mit Kaffeepause und Besichtigung der Meißener Porzellan Manufaktur in Meißen und kleine Weinprobe im Weingut Schloss Wackerbarth.

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Während Leipzig eher eine pulsieren Handelsstadt war, wurde Dresden im 15. Jahrhundert herzogliche Residenzstadt der sächsischen Herrscher und erfuhr mit der Erhebung des wettinischen Herrschaftsbesitzes zum Kurfürstentum und Königriech, eine Aufwertung als politisches und kulturelles Zentrum. Dort trafen sich Könige, Grafen, Herzöge um zu tagen, feiern oder zur Jagd zu gehen. Friedrich August I, Herrscher Saschens im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert führte ein sehr opulentes Leben mit ausschweifenden Festen, gab berge von Geld für den Hof aus und protze gerne mit seiner körperlichen Kraft, besonders mit seiner Fruchtbarkeit. Es war Barock Zeit und August war der Architektur, der Kunst und den Frauen gleichermaßen verfallen. Keine andere Persönlichkeit prägt das heutige Erscheinungsbild von Stadt und Umland wie August der Starke. Während seiner Regentschaft entstanden unter andrem der Dresdner Zwinger, das Taschenbergpalais sowie das Jagdschloss Moritzburg und Schloss Pillnitz.


In einer zentralen Ferienwohnung checkten wir ein und trafen kurz darauf mit unserem Stadtführer vor der Semperoper, der uns sehr interessant, auch für unseren Austauschschüler, die interessantesten touristischen Highlights zeigte. Da uns tolles Wetter stets begleitete, konnten wir noch lange abends an der Elbe entlanglaufen.

 

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Am nächsten Tag stiegen wir auf unsere Fahrräder und fuhren immer an der Elbe entlang bis nach Schloss Pillnitz. Immer am Wasser, an Schlössern, Villen und Cafés vorbei. Bei Schloss Pillnitz nahmen wir die Fähre zurück nach Dresden und ließen gemütlich bei ein Gläschen Wein an Bord die Schlösser und die Landschaft an uns vorbeiziehen.


Spät am Nachmittag fuhren wir in den Luftkuhrorth Rathen, welches am Fuße des Elbsandsteingebirges liegt. Bei einem wunderbaren Essen auf den Elbterrassen, genossen wir einen unvergesslichen Sonnenuntergang über der Elbe mit dem Gebirge im Hintergrund.
Für den nächsten Tag nahmen wir uns eine Wanderung zur Bastei und anschließend einen Streckenabschnitt des Malerwegs vor. Die Aussichten auf die Elbe und in die Täler oben von der Bastei waren atemberaubend. Im Nationalpark sächsische Schweiz gibt es sowohl gemütliche Wander-und Radwege zu Restaurants und Aussichtsplätzen als auch aussichtsreiche und zum Teil ausgesetzte Terrassenwege entlang der Felstürme. Aber auch für Kletterer gibt es viele Schwierigkeitsgrade und Möglichkeiten.  


Um Etienne etwas Abwechslung zu geben, mieteten wie uns am nächsten Tag ein Kanu, welches in Schmilka für ins Wasser gesetzt wurde. Von dort fuhren wir 25 km Elbabwärts nach Wehlen. Vielleicht nicht unbedingt etwas für blutige Anfänger! Wir hatten unser kleines Pick-Nick mit, was sich auch als Vernünftig herausstellte, denn die Cafés am Rande der Elbe, die normalerweise aufhaben, hatten durch die wenigen Besucher geschlossen. Somit genossen wir unsere Stullen an Bord und ließen uns von Strömung gemütlich treiben.

 

Am späten Nachmittag kamen wir dann ein kleines bisschen Erschöpf in Wehlen an, wo es erst einmal ein großes Radler gegen den Durst gab.  Anschließend traten wir den Weg zu Fuß nach Rathen an, ca. 30 Min. immer gemütlich am Fluss entlang.

Nach diesen sehr entspannten und doch aktiven Tagen an der Elbe fuhren wir weiter über Bautzen nach Görlitz. Da wir viel Zeit hatten, schlossen wir uns in Bautzen einer Führung durch die Altstadt mit ihren Baudenkmälern, Türmen, mittelalterlichen Gässchen, Boulevards und Kneipen, an, die uns einen tollen Eindruck in 1 ½ Stunden der 1000-jährigen Stadtgeschichte gab.  Der Höhepunkt dennoch, war am Ende des Tages Görlitz. Wir hatten uns eine kleine Pension in der Innenstadt ausgesucht. Im 19. Jahrhundert eine ehemalige Schusterei und nach aufwendiger Renovierung, heute eine Pension mit 7 Zimmern. Jedes Zimmer sehr liebevoll und detailliert eingerichtet. Von dort aus schlenderten wir abends erst einmal an den Fluß, die Lausitzer Neiße, die zugleich die Grenze zu Polen bildet. Über eine Fußgängerbrücke wanderten wir nach Polen, schauten uns Görlitz von Polen aus an und wanderten wir zurück nach Deutschland. Ein unfassbar tolles Gefühl der Reisefreiheit. Die Stadt Görlitz wird mit ihren 4000 Großteils restaurierten Kultur-und Baudenkmalen oftmals zum flächengrößten zusammenhängenden Denkmalgebiet Deutschlands bezeichnet. Nicht nur von außen, aber auch von Innen sind 90% der Wand-und Deckenmalerein restauriert worden. Eine Vielzahl von Gebäuden ist auf von Innen zu besichtigen.


In Görlitz blieben wir 2 Nächte und genossen, außer Kultur, die fröhlichen Menschen, Straßenkünstler und lernten abends im Gartenlokal ansässige, gesprächige und interessanten Menschen kennen.

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Am Sonntag ging es dann zurück nach Hause, nicht ohne einen Abstecher in ein noch aktives Kohlebergwerk, Welzow-Süd, zu besichtigen. Hier werden jährlich über 20 Mio. Tonnen Rohbraunkohle gefördert und 1600 Megawatt Strom erzeugt. Nach den Tagen die wir im Grünen verbrachten, war diese bizarre „Mondlandschaft“ mit riesigen Baggern und wandernden Stahlkolossen ein etwas einschüchterndes Erlebnis. Mit einem Mannschaftsbuss fuhren wir bis zur Förderbrücke, ein Technikkoloss, und hatten Glück, ebenfalls einer der Bagger zu erleben, der in einem riesigen offenen Bassin, 90-130 Meter unter der Erde, Kohle abbaut.


Das war der Abschluss unserer 1-Wöchigen Reise durch Sachsen. Sachsen bietet wirklich für jeden Reise Geschmack etwas an: Ob Kultur, Wellness, Aktiv- oder Abenteuerurlaub, Familien- oder Romantikurlaub, alles bietet dieses gästefreundliche Bundesland!